Der Trauschein
Komödie von E. Kishon
Mit Wolfgang Welter, Andrea Lier, Birgitta Vollmar, Stephan Kivel, Wassily Kazakos, Elke Huber
Regie: Joachim Meurer
Bühne: Uwe Zimmermann
Wir sind im Heim der Familie Brozowsky in Israel. Daniel und Ella sind seit über 25 Jahren verheiratet. Nun will Tochter Vicky heiraten - ihren Robert. Doch der - Bürokrat und Muttersöhnchen in einem - besteht beharrlich darauf, dass die Schwiegereltern in spe zuvor ihren Trauschein herbeischaffen. Aber dieses Dokument ist nicht aufzufinden. Und bei Brozowskys gerät der Haussegen in Schräglage.
Am Ende - noch schlimmer! - sind sich Daniel und Ella gar nicht mehr so ganz sicher, ob sie ihre Ehe überhaupt formell begründet haben. Eine gute Gelegenheit, in der Rückschau die Grundlagen einer 25-jährigen Ehe zu betrachten.
Eine Komödie, die mit leichter Hand Sozialkritik, Situationskomik und Witz verbindet. Ein echter Kishon eben, der selbst gesagt hat: "Die Ehe ist ein ehrenvolles Fiasko, ähnlich der Demokratie – es wurde noch nichts besseres erfunden."
Presse
Rezensionen
Hochzeit mit Hindernissen
"Der Trauschein" von Ephraim Kishon feierte im Theater an der Luegallee Premiere.
Norbert Acker, NeueRheinZeitung 13.12.05
Vicky Brozowsky will endlich ihren geliebten Robert heiraten. Eigentlich sollte das keine große Staatsangelegenheit sein, aber Roberts konservative Mutter möchte erstmal den Trauschein von Vickys Eltern Daniel und Ella Brozowsky sehen. Für sie ist der Segen des Rabbinats Grundvoraussetzung für ein gottgefälliges und gesetzestreues Leben. Willkommen in der zum Teil absurden israelischen Alltagswelt des Ephraim Kishon: Seine Komödie "Der Trauschein" aus dem Jahr 1959 feierte Premiere im Theater an der Luegallee.
Nachdenkliche Momente
Eigenheiten des Lebens in Israel standen immer im Mittelpunkt von Kishons Werken. Da macht "Der Trauschein" keine Ausnahme: Anhand der Lebensgeschichte des Ehepaars Brozowsky beschreibt er augenzwinkernd seine Landsleute. Doch ist dieses Stück nicht nur eine israelspezifische Komödie, durch die Auseinandersetzung mit dem Thema Ehe an sich könnte es auch wo anders spielen. Und es geht nicht nur lustig zu. "Der Trauschein" hat durchaus auch nachdenkliche Momente.
Das Ensemble des Theaters an der Luegallee hat sich unter der Regie von Joachim Meurer mit Enthusiasmus an das Frühwerk des großen israelischen Autors gemacht. Die unterschiedlichen Rollen werden gut herausgearbeitet. Stephan Kivel als steif wirkender Verlobter von Vickv ("Er ist Statist" - "Nein. Statistiker" - "Das kommt aufs selbe raus.") oder die nervende Nachbarin Frau Riedhuber (Elke Huber) nehmen durch ihre überzogene Darstellung die Schwächen der Figuren aufs Korn. Wolfgang Welter als Daniel Brozowsky mimt engagiert den Installateur, der sich mehr für Rohre als für seine Frau zu interessieren scheint. Und Andrea Lier als seine Frau Ella, die sich so sehr nach Romantik sehnt.
In die verzweifelte Suche der Brozowskys nach dem Trauschein sind sie alle verwickelt. Und die gestaltet sich komplizierter als erwartet, vor allem als noch Bunky (Vassily Kazakos) die Bühne betritt. Der junge Mann aus Daniels ehemaligem Kibbuz soll bei der Beschaffung der Unterlagen helfen. Allerdings findet er eher Gefallen an der flotten Vicky (Birgitta Vollmar). Der Vierakter bietet in lockere Sprüche eingebettete Sozialkritik - aber ohne erhobenen Zeigefinger. Der Elan, mit dem das Ensemble an den Start geht, macht ein paar kleine Schwächen locker wett. Der "Trauschein" ist leichtfüßige Unterhaltung für einen vergnüglichen Abend. Das Publikum dankte es den Schauspielern mit langem Applaus.