Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran
von Eric-Emanuel Schmitt
Es erzählt und spielt: Wolfgang WelterRegie: Karlheinz Angermeyer
Gar nicht schlecht, einen erwachsenen Freund zu haben. Und noch dazu, wenn er Araber ist, wie Monsieur Ibrahim, der Kolonialwarenhändler in der Rue Bleue und zu jeder Lebenslage etwas Passendes in seinem Koran zu finden weiß... Der zwölfjährige Moses weiß, auf Monsieur lbrahim ist Verlass, denn er kennt die Geheimnisse des Glücks und des Lächelns. Ja, selbst in den ausweglosesten Situationen im Männerhaushalt mit dem schwermütigen Vater hilft er, genau so wie bei den Mädchen in der Rue de Paradies, beim Klauen von Konservendosen wie beim Fahren ohne Führerschein. Aber nie sind die Dinge bloß so, wie sie scheinen: Monsieur lbrahim, der Krämer, ist kein Araber, genauso wenig wie die Rue Bleue blau ist.
Eine religionsübergreifende Parabel über Toleranz, Weisheit, Fatalismus und Herzensgüte und über eine ungewöhnliche Freundschaft.
Eine religionsübergreifende Parabel über Toleranz, Weisheit, Fatalismus und Herzensgüte und über eine ungewöhnliche Freundschaft.
Presse
Weiterfürhende Information
«Nicht-Muslimen erscheint der Koran auf den ersten Blick oft sperrig. Während viele Muslime nicht verstehen, dass der westliche Leser bei seiner Lektüre nicht sofort vollauf begeistert ist, gerät dieser, wenn er zum ersten Mal den Koran in die Hand nimmt und vorne anfängt zu lesen, häufig sofort in eine erste Schwierigkeit. Da am Anfang vor allem längere Suren stehen, stößt der Leser zu Anfang auf die längeren medinischen Suren, die später entstanden sind. In ihnen werden eher Fragen des Zusammenlebens wie zum Beispiel Erbschaftsangelegenheiten oder das Verhalten bei Geschäften untereinander geregelt. Die früheren, mekkanischen Suren, in denen in bildgewaltiger, poetischer Sprache gesprochen wird und die oft nur wenige Zeilen umfassen, stehen am Ende des Koran. Deswegen empfiehlt es sich für eine erste Annäherung durchaus, bei der 114. Sure An-Nas anzufangen und sich dann nach vorne durchzuarbeiten.» (Quelle: Wikipedia)
Rezensionen
Geheimnis de Glücks
Ein überzeugendes Solo für Wolfgang WelterRuth Heynen, Neue Rhein Zeitung, 3. März 2006
200 Francs seien gerade genug, um auf der Pariser Rue de Paradis ein Mann zu werden, dachte der elfjährige Moses, schlachtete sein Schwein und ging zu den Dirnen. Bei den Professionellen sollte man lernen- wusste der Kleine. Später dann, wenn die Gefühle hinzukämen, erst dann seien die Amateure dran.
Die Wärme der käuflichen Frauen
Auf der kleinen Bühne des Theaters an der Luegallee ziert ein Foto des Sparviehs, mit wertvollem Inhalt einen der Bauklötze, die zu Säulen gestapelt den Erinnerungsparcours für die Erzählung Wolfgang Welters markieren. Weißhaarig, ein wenig rundlich, ein älterer Herr ist der Schauspieler. Aus seinen Augen jedoch schaut verschmitzt ein Elfjähriger, als er vom Paris der 60er erzählt, von der Wärme der käuflichen Frauen, einem gefühlskalten Vater, von Einsamkeit und dem weisen Ibrahim.
Gemeinsam mit Regisseur Karlheinz Angermeyer hat Welter den 2001 erschienenen Roman "Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran" des französischen Schriftstellers Eric-Emmanuel Schmitt - der 2003 von Francois Dupeyon mit Omar Sharif in der Hauptrolle verfilmt wurde für die Bühne bearbeitet, manches an der Übersetzung verändert, anderes für die Bühne gekürzt.
Zwischen den improvisiert wirkenden Türmchen, die zunächst einen roten Theatervorhang andeuten, dann auf kleinen Bildchen die Etappen wichtiger Jahre einer Kindheit vorführen, schließlich zum Kolonialwarenladen in der Rue Bleue werden, erzählt Welter, die Geschichte des jüdischen Jungen Moses. Der wächst bei seinem verbitterten Vater in Paris auf, im Glauben, die Mutter habe ihn in frühester Kindheit verlassen, seinen klügeren, geschickteren, hübscheren Bruder Popol aber mitgenommen. Seine Tage verbringt der Elfjährige damit für den Vater einzukaufen, zu putzen und zu kochen - in völliger Einsamkeit. Bis er Monsieur Ibrahim kennenlernt, einen muslimischen Sufi, der seinen Koran kennt und liebt, dessen tiefe Weisheit aber nicht aus Büchern, sondern aus dem Leben zu stammen scheint.
Monsieur Ibrahim durchschaut den kleinen Jungen, ohne ihn bloßzustellen, gibt ihm Ratschläge, ohne ihn zu belehren, liebt ihn ohne ihn zu bedrängen - er ist der Vater, den Moses sich immer gewünscht hat.
Einfach und direkt
Mit bescheidener Einfachheit, angenehmer Direktheit und ohne äußeren Aufwand erzählt Weiter die traurige und zugleich hoffnungsvolle Geschichte, in deren Verlauf sich ein einsamer, unglücklicher Junge zu einem selbstbewussten, glücklichen Menschen entwickelt.
Ein schöner Abend von großzügiger Langsamkeit, und die ist, laut Ibrahim, immerhin das Geheimnis des Glücks.