Wenn du geredet hättest, Desdemona
Ungehaltene Reden ungehaltener Frauen
Von Chrsitine BrücknerGespielt von Ingrid Wanske
Regie: Joachim Meurer
Wer verstanden werden will, muss sich verständlich machen. Deshalb hat Christine Brückner ihre brillanten Reden für berühmte Frauengestalten geschrieben. Wir kennen diese Frauen aus der Geschichte und der Literatur, aber wir wissen kaum etwas über sie, weil sie stumm geblieben sind. Mit Schalksinn und ungeheurem Einfallsreichtum gibt Christine Brückner den etwas anderen – und auch ergänzenden – Blick frei auf gesellschaftliche Verhältnisse und auf große Männer, in deren Schatten die Frauen die Fäden des Alltags zusammenhielten. Ingrid Wanske läßt Katharina Luther, die Hätere Megara und auch Christiane von Goethe zu Wort kommen.
Presse
Rezensionen
Eine starke Frau auf der Bühne des Theaters an der Luegallee
Christian Kolb, Papie - Das Lifestylemagazin, 08. Februar 2006< br />
Christine Brückner. Eine Frau an der Seite Otto Henrich Kühners. Beide waren Schriftsteller und (Lebens-) Künstler. Beide waren erfolgreich. Christine Brückner wechselte oft Beruf und Wohnort. Geboren 1921 in Schmillinghausen, lebte sie lange Zeit mit ihrem Ehemann in Kassel. Sie wurde für ihren ersten Roman „Ehe die Spuren verwehen“ ausgezeichnet und erhielt 1982 die Goethe-Plakette des Landes Hessen. Sie starb 1996 als Ehrenbürgerin der Stadt Kassel, doch ihre Texte sind uns geblieben. Wie eindrucksvoll diese sind kann man zurzeit in Theater an der Luegallee in Düsseldorf erleben.
Es sind Texte aus der Hand einer erfolgreichen Frau, die neben ihrem Mann stand und niemals dahinter. Doch auch sie zweifelte an sich. Bei ihrem Romanprojekt fühlte sie sich überfordert und wollte zunächst alle Manuskripte verbrennen. Doch ihr Mann konnte sie davor bewahren. Die Leser liebten sie. Sie lieben sie auch noch heute. Ihre Romane wurden verfilmt. Nun spielt das Theater an der Luegallee eine Hommage an die Schriftstellerin.
Ingrid Wanske steht auf der Bühne und schlüpft in die Rollen von Katharina Luther, die Hätere Megara und Christiane von Goethe. Die drei Frauen sprechen sich aus. Sie erzählen ihre Geschichten und berichten von ihrem Leben an der Seite von großen Männern. Christine Brückner verrückt den Spot von Martin Luther oder Goethe auf deren bessere Hälfte. Mit Witz und Tiefsinn werden die drei Damen, die in der Geschichte im Schatten der Männer stehen zu leuchtenden „Göttinnen“. Ingrid Wanske feiert sie.
Im Monolog zeigt sie ihre enorme Bühnenpräsenz und lässt die Zuschauer ahnen, was es heißt eine starke Frau zu sein. Wir lernen viel von den Frauen, die sie darstellt. Einer der wohl einprägsamsten Lehrsätze regte nach der Vorstellung zur Diskussion an. „Wir leben von den Fehlern der anderen.“ So oder so ähnlich lautete der Satz, den die Frau von Martin Luther, Katharina, in „Wenn du geredet hättest, Desdemona“ sagt. Christine Brückner lässt die Figur diese Weisheit noch ausführen. Der Schuster lebt davon, dass andere sich die Schuhe ablaufen, der Richter lebt davon, dass er Urteile fällt über Menschen die falsch gehandelt haben.
Wovon leben wir? Zum Beispiel werden wir für einen Job angenommen, weil der andere Bewerber einen Fehler gemacht hat. Alle Berater leben von den Fehlern der Menschen. Doch wir sind Menschen und daher niemals unfehlbar. Zu welchen Gedanken regt dieser Satz noch an? Es sind wahrlich ungehaltene Reden ungehaltener Frauen. Und mit Sicherheit haben sie zum Erfolg ihrer Männer beigetragen. Wir wissen doch alle die Antwort auf die Frage: Was wäre die Welt ohne die Frauen? Männer und Frauen können die eindrucksvollen Inszenierungen vom 7. bis zum 12. März täglich im Theater an der Luegallee erleben.